Das Projekt
Das Projekt
Wissenschaftsraum Provenienz- und Sammlungsforschung Digital (ProSaDi)
Für die Provenienz- und Sammlungsforschung sowie für die KI-basierte Forschung und Datenmodellierung im Kulturerbebereich sind der Umgang mit Überlieferungslücken, unsicheren Daten und die Problematik von Daten- und Wissens-Bias eine erkenntnistheoretische, technische und praktische Herausforderung. Diese Problemlage ist prädestiniert für eine kollaborative Forschungsperspektive, wie sie durch das Format der Wissenschaftsräume Niedersachsen ermöglicht wird.
Der Wissenschaftsraum Provenienz- und Sammlungsforschung Digital vereint methodische Zugänge aus den Geschichts-, Kultur-, Medien-, Provenienz- sowie Ingenieur- und Geoinformationswissenschaften. Das Verbundvorhaben entwickelt und testet am Beispiel von „displaced objects“ aus kolonialen Kontexten in niedersächsischen Museen computergestützte Methoden und Techniken, um Prozesse der digitalen Wissensgenerierung zu unterstützen und für die Weiternutzung über einschlägige Kulturdateninfrastrukturen aufzubereiten. Die Einbeziehung von Partner:innen aus Herkunftsgesellschaften ist dabei essentiell.
Durch die Entwicklung eines komplementären Konzepts zur forschungsorientierten Lehre an den Schnittstellen von KI und Kulturerbe sollen Studierende in transdisziplinären Modulen aus- und weitergebildet und direkt in die Forschung einbezogen werden. Durch Einbindung von Landesmuseen, Archiven und des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen ist sichergestellt, dass auch praxisorientierte Fragestellungen verfolgt werden und die Ergebnisse des Wissenschaftsraums langfristig in musealen und archivischen Sammlungen genutzt werden können.
Der Wissenschaftsraum verbindet somit transdisziplinäre Forschung, Digital Humanities-Förderung in frühen Karrierephasen, forschungsorientierte Lehre, Transfer und Modellbildung für den kontinuierlichen Prozess einer digital gestützten Provenienz- und Sammlungsforschung.
ProSaDi Teilprojekt 1: Initialisierung des Wissenschaftsraums
Um die Teilprojekte TP2, TP3 und TP4 vorzubereiten, werden relevante Methoden und Theorien identifiziert, vorhandene Daten und Quellen gesichtet und bereitgestellt sowie existierende Repositorien, Modelle und Technologien hinsichtlich der Eignung für den Wissenschaftsraum bewertet.
Dies geschieht im ersten Projektjahr unter anderem im Rahmen von interdisziplinären Arbeitstreffen und Workshops an den verschiedenen Standorten der Verbundpartner.
ProSaDi Teilprojekt 2: PAESE 3.0 (Provenienzforschung)
In diesem Teilprojekt werden PAESE-Objekte und -Daten hinsichtlich ihrer geographischen Kontexte und kulturellen Zuschreibungen und mit Blick auf ihre Aneignung, Entkontextualisierung und Musealisierung mit Wissenschaftler:innen aus Herkunftsgesellschaften erforscht, verortet und modellhaft strukturiert. Das Ziel ist, sie zukünftig museums- und datenbankübergreifend verlinken und analysieren zu können.
Historische Provenienztexte werden mit KI-Methoden strukturiert und zugänglich gemacht. Die Arbeiten sind verzahnt mit einer reflexiven Ebene und sollen auf Teilprojekt 3 übertragbar sein, also auch an Kauri-Objekten angewendet und getestet werden.
ProSaDi Teilprojekt 3: Kauris in Raum und Zeit (Sammlungsforschung)
Kauri-Objekte, deren Bedeutungsvielfalt, Wandel und Verwendungszusammenhänge werden in Raum und Zeit historisch-kulturwissenschaftlich analysiert, in Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften postkolonial und medientheoretisch reflektiert, mit KI-Methoden semantisch beschrieben und visualisiert.
Für die Analyse der Kauri-Objekte wird durch neu zu entwickelnde photogrammetrische Verfahren nach Lösungen gesucht, um eine allgemeingültige Objekt- und Oberflächenbeschreibung zu entwickeln, die sich auch in der Datenstruktur abbilden lässt. Mit KI lassen sich dann, so die Arbeitshypothese, ähnliche Objekte wiederfinden.
ProSaDi Teilprojekt 4: Forschungsbasierte Lehre und Weiterbildung
Das Ziel der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung wird in Teilprojekt 4 adressiert, indem Masterstudierende als Student Research Fellows kontinuierlich in den Wissenschaftsraum eingebunden werden.
Zudem wird ein Zertifikatsprogramm „Digitale Provenienz- und Sammlungsforschung“ konzipiert und erprobt, das eine forschungsbasierte Weiterbildung in Form von Micro Degrees ermöglichen soll.
ProSaDi Teilprojekt 5: Modellbildung und Perspektiven
Die Ergebnisse der Teilprojekte TP2, TP3 und TP4 werden evaluiert, bewertet und zusammengeführt, mit dem Ziel einer über den Wissenschaftsraum hinaus nutzbaren Modellbildung.
Die Modelle werden in die Praxis und in die wissenschaftliche Community transferiert. Zudem werden weitere Forschungsschwerpunkte identifiziert, neue und angepasste Studienangebote entwickelt und eine dauerhaft tragfähige Struktur für Digital Humanities in Niedersachsen konzipiert.